Innert weniger Jahre kam das biologische Geschlecht in einigen Kreisen in Verruf: überholt, rückständig, nicht der Rede wert; am besten wegdefinieren. Das ist ein erstaunlicher Vorgang.
Ein Blick in das Fachgebiet Evolution und Geschlecht sagt uns: Ein solches Turbotempo entspricht der Menschwerdung nicht. Evolution bedeutet eine allmähliche langfristige Veränderung oder Entwicklung über einen kaum vorstellbaren, sehr langen Zeitraum.
Vor schätzungsweise 200 Millionen Jahren traten die ersten Säugetiere auf, lateinisch Mammalia. Es mag uns befremden, kränken, beides, oder auch beides nicht: Wir gehören dazu. Im Fachjargon heissen unsere tierischen Vorfahren auch «Plazentatiere». Eine Erklärung zum Begriff erübrigt sich. Wir gehören dazu.
Viel später, vor rund 80 Millionen Jahren, entwickelte sich die Gruppe der Primaten, zu denen Halbaffen und Affen zählen. Wir gehören dazu. Früher wurden sie «Herrentiere» genannt, das gilt heute als veraltet. Zahlreiche Funde belegen die Evolution des Menschen aus Affen. Es dauerte jedenfalls sehr viele Millionen Jahre bis zur Menschwerdung, deren Entwicklung vor rund 5 Millionen Jahren einsetzte. Vor 300’000 Jahren entwickelte sich in Afrika der frühe moderne Mensch; er wanderte in mehreren Wellen in andere Weltgegenden aus. Der moderne Mensch wird auf rund 40’000 Jahre oder jünger datiert, je nach Besiedlungsort.
Und nun soll seit zwei, drei Jahrzehnten auf einmal alles ganz anders sein?
Wenn Forschende auf der Verwendung des Begriffs «biologisch» bestehen, beziehen sie sich einfach auf Fakten. Es liegt ihnen – und besonders den systemkritischen Feministinnen unter ihnen – bestimmt fern, damit irgendwen oder gar ganze Gruppen zu verletzen.