«Justitia ruft» ist eine lose Gruppe kritischer Bürgerinnen. Einige fanden bei der Präsentation des Entwurfs zum Kantonalen Gleichstellungsgesetz im September 2021 zusammen – und beschlossen, der geplanten Abschaffung der Begriffe Frau und Mann nicht tatenlos zuzusehen. Zum einen, weil es nun einmal Frauen und Männer gibt, zum anderen, weil die Ungleichstellung von Frauen und Männern in vielen Bereichen immer noch manifest ist. Und es folglich – zumindest aus der Sicht von Frauen – keinen Sinn macht, diese strukturelle Ungleichheit per Schreibakt aus der Welt zu schaffen. Noch dazu ausgerechnet in einem Gleichstellungsgesetz.
Das Gesetz gibt sich modern, liberal, weltoffen – wer will da schon dagegen sein? Die Frage müsste eher lauten: Wer getraut sich, dagegen zu sein?
Eigentlich ist es nicht allzu schwierig: Die LGBTIQA+-Community und kritische Feministinnen haben unterschiedliche Ziele: Queers empfinden die Binarität als omnipräsent und möchten sie am liebsten abschaffen, wir sehen ein Machtgefälle in den Geschlechterverhältnissen und wollen diesen vielfach belegten Sachverhalt Richtung Balance verändern. Mit zäher Ausdauer. Es geht nicht allein um Fraueninteressen. Es geht ums Ganze.
Wir Initiantinnen von «Justitia ruft» vereinen mehr als 160 Jahre Gleichstellungsexpertise. Wir verweisen auf die gleichstellungsrelevanten politischen und sozioökonomischen Ziele, die – weit entfernt von ihrer Verwirklichung – im Entwurf keinen Platz gefunden haben. Erst in der revidierten Vorlage sind nun ein paar Zeilen dazu in diesem 38 Seiten-Werk zu finden.